Nach sexy Unterwäsche, die nicht zwickt, gibt nun auch eine ebenbürtige Bademoden-Linie aus Österreich: Barbara Gölles und Andrea Kollar liefen sich das erste Mal während ihres Modestudiums an der Universität für Angewandte Kunst in Wien über den Weg, 2015 riefen sie gemeinsam "Margaret and Hermione", eine Referenz an die Vornamen ihrer Großmütter, ins Leben.
Während Gölles für die Designs verantwortlich ist, werden diese anschließend mit handgezeichneten Illustrationen aus der Feder von Kollar bedruckt. Damit aber nicht genug, die nachhaltigen Verarbeitungsstoffe für die Bikinis, Badeanzüge und Accessoires ab 50 Euro kommen direkt aus dem Meer:
Was war zuerst da? Die Bademode, die Nachhaltigkeit oder die Fischernetze?
Die Bademode. Dieser Gedanke entstand bereits während unseres Studiums. Angang 2015 wagten wir dann den Sprung in kalte Wasser, uns war aber klar, dass wenn wir es machen, dann nur in Verbindung mit Nachhaltigkeit. Also machten wir uns auf die Suche nach den Möglichkeiten sind am Ende auf die Fischernetze gestoßen.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Bademode besteht aus Polyamid, also warum nicht recyceltes Polyamid. Jährlich sterben tausende Meeresbewohner in nicht mehr verwendeten Fischernetzen, Geisternetze, die im Meer herrenlos herumtreiben und weiterfischen oder sich an Schiffswracks und Korallenriffen verfangen haben. Mit unserer Bademode aus recycelten Fischernetzen wirken dieser Bedrohung entgegen.
Woher bezieht ihr die Fischernetze? Macht ihr euch selbst auf die Suche?
Die Fischernetze werden aus dem Mittelmeer abgefischt. Wir machen das nicht selbst. Die Fangnetze, die in der Tiefsee verwendet werden, sind unendlich groß, da steckt eine aufwendige Logistik dahinter. Das sind zwei unterschiedliche Firmen, die einerseits abfischen und andererseits den Stoff erzeugen.
Wie wird aus den Fischernetzen ein Bikini-Stoff? Wenn man an Fischernetze denkt, ist da ja nicht viel Blickdichte da.
Aus den abgefischten Netzen wird ein Garn produziert, das in weiterer Folge zu Bademodestoffen verarbeitet wird. Die Stoffe sind qualitativ das Hochwertigste, das im Moment am Markt erhältlich ist. Sie sind UVA und UVB abweisend, atmungsaktiv, chlor- und salzresistent, lichtecht und extrem angenehm im Griff. Also keine Angst, das Material ist absolut blickdickt!
Ich könnte mir vorstellen, dass die Netze fischeln. Ist das so?
Das ist nicht der Fall, das Netz durchläuft so viele Schritte, die alle Co2 frei und umweltfreundlich sind. Im Endeffekt kann man nicht mehr erkennen, weder geruchlich noch haptisch, dass es sich dabei einmal um ein Fischernetz gehandelt hat.
Wo werden die Produkte genäht?
Produziert wird in Kroatien, in einer kleinen, beinahe familiären Manufaktur. Nicht nur die Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen, sondern auch die Transparenz.
Trifft das auch auf den Druck zu?
Die Stoffe werden mit von uns handgezeichneten Illustrationen bedruckt. Das passiert in herkömmlichen Druckverfahren, wir versuchen so weit wie möglich, schadstofffreie Farben zu verwenden.
Könntet ihr euch auch andere Materialien für die Herstellung vorstellen?
Natürlich können wir uns das vorstellen, aber nur unter der Bedingung, dass sie nachhaltig sind. Im Moment gibt es da leider noch nicht so viel, aber wir hoffen, dadurch, dass die Nachfrage immer größer wird und das Bewusstsein der Kunden da ist, dass die Möglichkeiten größer werden.
Eure Modelle sind bewusst ungepaddet. Warum, wo es doch gerade im Wasser oft kalt ist und sich die Brustwarzen schnell abzeichnen?
Wir wollen ein angenehmes und leichtes Tragegefühl bieten. Die Bikinis und Badeanzüge sollen schnell trocknen. Alle Modelle sind mit ebenfalls recycelten Fischernetzen gefüttert, dadurch kann sich die Brustwarze auch nicht so stark abzeichnen. Durch eine spezielle Verarbeitungstechnik, schneidet auch nichts an den Rändern ein, das Material schmiegt sich regelrecht an den Körper.
Werdet ihr irgendwann auch eine Linie für Männer designen?
Das ist noch ein kleines Geheimnis.
Letzte Frage: Warum ausgerechnet Bademode? Warum nicht Jacken oder Schuhe?
Bademode geistert schon lange in unseren Köpfen herum, einerseits finden wir es spannend so eine kleine Fläche, mit so wenig Spielraum, ansprechend zu gestalten und andererseits haben wir selbst und in unserem Freundeskreis jeden Frühling das selbe Drama erlebt: "Ich brauche einen Bikini, der sitzt, der nicht einschneidet, in dem man sich wohl fühlt und der noch dazu hübsch ausschaut.“ Eben eine Lücke, die wir nun schließen.
Die erste Kollektion des Duos "Coco Lime and Beasts" ist seit Ende Februar im Online-Store sowie österreichweit in ausgewählten Shops erhältlich.
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