Seit etwas mehr als einer Woche stehen die Türen zu Wiens neuestem Steakhouse offen und natürlich musste ich es gleich einmal ausprobieren:
Das "Door No. 8" lockt bewusst versteckt zu köstlichen Fleischpatzen aus vier verschiedenen Ländern der Welt. Dazu gibt es Beilagen die einen ziemlich hohen Bogen von ganz Gewöhnlich bis ziemlich Ausgefallen spannen. Sprich, die Gemüsespieße sind nicht schlecht, aber eben stink normale Gemüsespieße, dafür kann ich von den Trüffel Fries einfach nicht genug bekommen! Auch das Risotto sollte unbedingt gekostet werden - das Helle, genauso wie das Dunkle!
Und da wären wir auch schon bei einem der wichtigsten Punkte. Obwohl das Lokal noch in den Kinderschuhen und somit in den typischen anfänglichen Schwierigkeiten steckt, funktioniert ein Vorhaben der beiden Inhaber-Schwestern Dominique Ibesich und Janine Feyerl nämlich schon ziemlich gut: Extrawürstel sind hier willkommen!
Deshalb gibt es auch den Burger mit Filetfleisch in jeder Art, wie es sich der Gast wünscht. Den koste ich das nächste Mal auch ganz bestimmt.
Der Käsekuchen ist auch nicht schlecht, nur auf das Basilikummousse kann ich verzichten.
Aber kommen wir zum Wein, der wurde wie auch das Fleisch und so ziemlich alles in diesem Restaurant per Blindverkostung ausgesucht. Kurz zusammengefasst, hier gibt es nur, was den Schwestern auch schmeckt. Im positiven Sinne natürlich, denn die Quereinsteigerinnen haben entweder einen ziemlich guten oder genau meinen Geschmack und ich Tippe jetzt einfach mal auf ersteres ;)
Wie kommen zwei Schwestern aus der Wirtschaft auf die Idee ein Steakhouse zu eröffnen?
Dominique Ibesich: Wir haben schon lange darüber nachgedacht, nicht zuletzt weil wir in der Familie immer schon gerne gegessen, gekocht und neue Lokale ausprobiert haben. Wir waren vom Service in Österreich nie sonderlich begeistert und als ich ein halbes Jahr in Neuseeland war, habe ich gesehen, dass es auch anders sein kann.
Was ist dort anders?
Dominique Ibesich: Es geht in Neuseeland alles viel einfacher. Extrawürstel, wie wir sie hier kennen, gibt es dort nicht. Du sagst dort einfach was du willst und es ist kein Problem. In Neuseeland habe ich auch mit meinem Papa die Steakwelt ein bisschen entdeckt. Dann haben wir noch weitere Erfahrungen von den verschiedensten Reisen zusammengetragen und uns am Ende für ein Steakhouse entschieden.
Was ist das Besondere an euren Steaks?
Janine Feyerl: Wir bereiten die Steaks in zwei Schritten zu. Erst wird das Fleisch bei Niedrigtemperatur gegart. Durch diese Sous-Vide-Methode wird das Fleisch ganz zart und es gehen in dieser halben Stunde bis Stunde weder Eigensaft noch Geschmacksstoffe verloren. Anschließend kommt das Fleisch auf den Hochtemperaturgrill, der auf bis zu 1000 Grad raufheizt. Zum Vergleich, die Grills anderer Lokale schaffen nur 350 bis 400 Grad.
Dominique Ibesich: Das ist ganz neu in Österreich und durch die extreme Hitze bildet sich sofort eine ganz feine Kruste, wobei wieder kein Saft verloren geht und das Steak die nötigen Röstaromen bekommt.
Wo habt ihr die Methode mit dem Hochtemperaturgrill aufgegriffen?
Janine Feyerl: In Amerika. Dort ist das auch keine Neuheit.
Wie kam der Burger auf die Karte?
Dominique Ibesich: Ziemlich spontan. Unser Koch, Jakob, hat einfach etwas gezaubert, sprich einen kompletten Burger, vom Patty bis zum Bun, und der hat uns so gut geschmeckt, dass wir uns sofort einig waren, dass der muss auf die Karte. Statt einer Weinkarte gibt es bei euch Weinquadrate.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Dominique Ibesich: Uns ging es darum Wein nach dem Geschmack zu beurteilen, wofür natürlich ziemlich viele Blindverkostungen notwendig waren, was definitiv nicht das Schlimmste an unserer Arbeit war. (lacht) So haben wir dann ein Weißwein- und ein Rotweinquadrat ins Leben gerufen, in denen die Weine nach viel und wenig Alkoholgehalt sowie Säuregehalt eingeteilt sind.
Gibt es auch andere Getränke im „Door No.8“?
Dominique Ibesich: Neben Wein und Bier gibt es auch eine Bar. Aber hier bleiben wir ebenfalls nach dem Motto weniger ist mehr. Es wird guten Whisky, guten Gin und guten Cognac geben, allerdings nur je zwei Sorten. Dafür aber sehr, sehr besondere Dinge, wie den Wien Gin.
Auch dürfte es von Vorteil sein ein Quereinsteiger in der Gastronomie zu sein, denn die Ladies handeln nach meinem Lieblingsmotto "Geht nicht, gibt's nicht!":
Dominique Ibesich: Weil wir oft keine Ahnung haben, kommen wir teilweise auf ganz neue Ideen.
Insgesamt hat die Familie (ja, auch alle anderen sind involviert) keine Kosten und Mühen gescheut und wollen mit ihrer frechen Art und Liebe zum Essen in der Neubaugasse 8 perfekten Service und ein familiäres Klima, wo auch der Koch schon mal die abwaschende Chefin ermahnt, bieten. Und das schaffen sie zusätzlich mit der schicken und gemütlichen Innenausstattung, bei der auch die Schwestern mit Hand angelegt haben: "Den weißen Holzboden haben wir selbst gestrichen."
Für den größten Teil des Ambientes sind aber die Künstler von "TEAM[:]niel" verantwortlich. Harte Industriestoffe, wie Beton, Baustahl, Ziegel und rostendes Eisen wurden mit warmen Stoffen kombiniert. Besondere Hingucker sind die Kupferverkleidungen und die individuell gestalteten Lampen, die ich am liebsten gleich eingesteckt und bei mir zu Hause aufgehängt hätte.
Nur zwei Sachen sind mir Aufgefallen, auf die ich persönlich verzichtet hätte:
1. Löcher in den Sesseln, durch die das Handy auf den Boden fällt und deshalb am Tisch liegen bleiben muss.
2. Wenn ich auf der Toilette bin muss ich durch ein Fenster nicht unbedingt sehen, wer darauf wartet, dass ich endlich fertig bin ;)
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